Tumore von Hirn, Rückenmark und Wirbelsäule
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Meningeome
Hirntumore
Tumore können in allen Altersgruppen und in allen Regionen des Gehirns, der Schädelbasis und des Spinalkanals vorkommen. Im Gegensatz zu Tumoren anderer Körperregionen weisen Hirntumore jedoch eine Besonderheit auf: Sie betreffen das Organ, welches das Zentrum unserer Wahrnehmung, unseres Bewusstseins, Denkens, Fühlens und Handelns ist.
Tumore können durch eine Störung der Hirnfunktion neurologische Ausfälle oder durch eine Reizung der Hirnoberfläche epileptische Anfälle verursachen. Hinzu kommt, dass das Gehirn vom starren knöchernen Schädel umgeben ist. Daher führt jeder raumfordernde Prozess früher oder später zu einer Druckerhöhung im Schädelinneren, die eine lebensbedrohliche Situation darstellen kann.
In unserer Praxis werden alle Arten von Tumoren behandelt. Die fachübergreifende Zusammenarbeit mit Radiologen, Onkologen und Strahlentherapeuten im Netzwerk der Klinikgruppe Hirslanden strebt eine Therapie nach neusten medizinischen Erkenntnissen an. Bei der Planung unserer Operationen werden die Prinzipien der minimalen Invasivität berücksichtigt und routinemäßig angewendet. Mit einer modernen endoskopischen Ausstattung und der Möglichkeit der Computer-, Kernspintomographie oder gar einer Angiographie verfügt die Klinik Hirslanden in Zürich über modernste Operationssäle: Diese einmalige Infrastruktur garantiert die größtmögliche Sicherheit für den Patienten.
Unabhängig von den technischen und medizinischen Möglichkeiten, die sich uns bieten, steht die Entscheidungs- und Handlungs-Autonomie der von der Krankheit betroffenen Menschen an erster Stelle und im Zentrum unserer Bemühungen.
Meningeome
Meningeome sind im Allgemeinen langsam wachsende gutartige Tumore, die von den Hirnhäuten ausgehen. Sie verdrängen das Hirngewebe und erreichen dadurch häufig eine beträchtliche Größe, bevor sie klinisch auffällig werden. Meningeome machen ca. 20 – 25 % aller Geschwülste im Schädelinneren aus. Jährlich erkranken etwa 6 von 100.000 Einwohnern, wobei Frauen mehr als doppelt so oft betroffen sind wie Männer. Meningeome an der Oberfläche sind in der Regel operativ gut erreichbar. Eine chirurgische Herausforderung stellen Meningeome der Schädelbasis dar, da sie Hirnnerven und Hirngefässe verlagern und frühzeitig Ausfälle verursachen können. Etwa 5% der Meningeome sind höhergradig und schnellwachsend, in diesen Fällen ist nach der Operation häufig eine Bestrahlung notwendig.
Symptome von Meningeomen
Da Meningeome in der Regel gutartig sind und langsam wachsen, entwickeln nicht alle Erkrankten Symptome: Das Meningeom ist deshalb häufig ein Zufallsbefund, das anlässlich unabhängiger Beschwerden diagnostiziert wird. Bei symptomatischen Tumoren können die Beschwerden sehr vielfältig sein: Sie richten sich nach der Tumorgröße und der Tumorlokalisation. Sehr große Tumore verursachen durch die Raumforderung Hirndrucksymptome, wie Kopfschmerzen und Übelkeit. Oberflächlich gelegene Tumore können fokale neurologische Ausfälle verursachen, so z.B. Halbseitenlähmung (Tumor in der motorischen Zentralregion) oder Sprachstörungen (Läsion mit Verlagerung des Sprachzentrums). Große Tumore im Stirnhirnbereich verursachen meist langsam fortschreitende Wesensveränderungen, Gedächtnis- und Merkfähigkeitsstörungen. Eine tumorbedingte Reizung der Hirnrinde kann zudem epileptische Anfälle hervorrufen.
Tumore an der Schädelbasis lösen häufig durch Verlagerung der empfindlichen Strukturen Hirnnervenausfälle oder durch Verschluss der Abflusswege einen Hirnwasseraufstau (Hydrocephalus) aus
Diagnostik und Therapie
Diagnostik
Die Kernspintomographie (MRI) mit Kontrastmittelgabe ist die Untersuchung der Wahl. Meist sieht man eine glattbegrenzte Raumforderung, die eine breite Kontaktfläche mit den Hirnhäuten aufweist. Im Randbereich der Kontaktfläche findet sich häufig eine charakteristische Verdickung der Hirnhaut, das sog. „dural tail“. Bei der klinischen Untersuchung ist eine neurologische Abklärung mit Elektroencephalogramm (EEG) empfehlenswert. Häufig wird zudem eine Computertomographie (CT) durchgeführt um die Lagebeziehung zu knöchernen Strukturen, insbesondere bei Tumoren der Schädelbasis, beurteilen zu können. Insbesondere bei grösseren Meningeomen ist eine Gefäßdarstellung, Katheterangiographie, sinnvoll, um tumorversorgende Gefäße darstellen und wenn möglich vor einer Operation in interventioneller Technik verschließen zu können.
Therapie
Ziel der Operation ist die komplette Tumorentfernung, da durch eine vollständige Resektion eine Heilung möglich ist. Jedoch wird diese Radikalität „nicht um jeden Preis“ angestrebt. Infiltriert der Tumor funktionell wichtige Strukturen und würde eine vollständige Tumorentfernung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu schweren neurologischen Defiziten führen, so werden kleine Tumorreste belassen und anschließend mit regelmäßiger MRI-Bildgebung kontrolliert. Wächst dieser Resttumor, kann eine Hochpräzisionsbestrahlung durchgeführt werden. Eine primäre Bestrahlung wird nur bei kleinen Tumoren und erheblichen OP-Risiken oder bei ausdrücklichem Patientenwunsch durchgeführt. Schnellwachsende und unvollständig resezierte Tumore werden postoperativ konventionell bestrahlt. Bei seltenen schnellwachsenden oder bösartigen Tumoren kann eine Protonen-Bestrahlung, eine experimentelle medikamentöse oder Radioimmuntherapie in Erwägung gezogen werden.
Spezielle Techniken in unserer Praxis und unserem Kooperationsnetzwerk
Bei Tumoren mit anatomisch ungünstiger Lage und starker Durchblutung wird häufig vor der geplanten Operation eine Katheterangiographie und Tumor-Embolisation durchgeführt: Dadurch kann die chirurgische Arbeit erleichtert und der Blutverlust reduziert werden.
Der anschließende Eingriff wird anhand der präoperativen Bildgebung minuziös geplant und der Zugangsweg entsprechend der individuellen Situation festgelegt. Im Operationssaal wird unter Zuhilfenahme der Neuronavigation die Anlage der optimalen Schädelöffnung kontrolliert. Ziel ist ein kleiner, minimalinvasiver Zugang, der dennoch chirurgische Sicherheit und Radikalität ermöglicht.
Bei der Operation von Meningeomen hat sich die endoskopisch-assistierte mikrochirurgische Technik bewährt. Durch den Einsatz von Endoskopen können auch hinter Nerven und Gefäßen in der Tiefe versteckte Ecken des Operationsfeldes eingesehen werden. Dadurch wird das Ausmaß der zugangsbedingten Verletzung reduziert, da wichtige Strukturen nicht verlagert werden müssen. Ausgedehnte und erheblich belastende Schädelöffnungen können mit der Anwendung dieser minimalinvasiven Schüssellochzugänge vermieden werden.
Die Resektion eines Meningeoms wird in unseren Händen, abhängig von seiner Lage und Größe, häufig mittels intraoperativer Computertomographie kontrolliert. So können Resttumorteile identifiziert und chirurgische Komplikationen noch vor Verschluss des Zuganges ausgeschlossen werden.
In den meisten Fällen wird während des Eingriffes ein intraoperatives Monitoring durchgeführt, um die Funktionen der Hirnrinde, des Hirnstammes und der Hirnnerven auch im narkotisierten Zustand kontrollieren zu können.
Diese, durch uns routinemäßig angewandten minimalinvasiven Operationsmethoden tragen zu einer sicheren und schonenden Entfernung von Meningeomen mit Erhaltung der Gehirnfunktion bei.